Tag 10
Ab etwa 6 Uhr in der Früh frischt der Wind gewaltig auf. Wie ein riesiger Kärcher Hochdruckreiniger fegt der Regen über uns. Was gibt’s schöneres, als vom Wind sachte aus dem Schlaf geschaukelt zu werden? (Ironie).
Ausreichend Erfahrung mit der Situation haben wir damals bereits schon am Kungsleden gesammelt und so drücken wir das Gestänge dem Wind entgegen, bevor es das Leicht-Alu verbiegt. Zwar hat der Regen nach 3h nachgelassen, der Wind gibt sich jedoch keine Blösse. Uns vergeht die Lust am ausharren und wir Packen zusammen.
Das Zelt haben wir gerade so knapp im Griff und die Heringe haben wir auch schnell wieder gefunden. Das Frühstück gibt’s später hinter einem grossen Stein, beinahe Windstill.
An der letzten Hüte vorbei auf dem Trampelpfad folgend bewältigen wir noch schnell 500 Höhenmeter. Der steile Anstieg bringt uns auf das letzte Hochebene, wo im Fjell noch Altschnee liegt. Je weiter wir in den letzten Tagen in Richtung der Küste unterwegs waren, desto kühler wurden die Temperaturen.
Als wir im Fjäll entgegenkommenden Fernwanderern begegnen, riechen wir den blumigen Duft von frisch gewaschenen Kleidern. Wir deuten dies als klares Zeichen, dass wir nur noch wenige Kilometer von der Zivilisation entfernt sind. Weil wir aber noch über genügend Proviant und Zeit verfügen, nächtigen wir noch ein letztes Mal in der freien Natur. Das Wetter meint es gut und so geniessen wir den sonnigen Nachmittag mit nichts tun.
Tag 11
Die Kälte treibt mich schon Früh aus den Federn. In der Nacht sind die Temperaturen unter Null Grad gefallen und haben mit Raureif unser Zelt überzogen. Den Sonnenaufgang habe ich ganz alleine für mich, gehüllt in die wärmende Daunenjacke.
Die letzten Kilometer der insgesamt 170 Kilometer sind schnell Hinter uns gebracht. Bevor wir in die 5000 seelen Stadt Sisimiut eintauchen, schauen wir uns das Städtchen und den Fjord gerne vom Aussichtspunkt aus der Ferne an. Bereits aus der Distanz ist das immerwährende Geheul der Schlittenhunde zu hören.